Edgar Rai

Ecke Schönhauser – der Blog, Teil 3

Sa. 1.6., 15:00:

Als die ersten Wannen vor unserer Tür parken, Polizisten mit umgehängten Maschinenpistolen aussteigen und die Kreuzung weiträumig abgeriegelt wird, frage ich einen der Beamten, seit wann Buchhandlungen mit MPs gesichert werden.

Fußball, bekomme ich zur Antwort. Sonst nichts, nur: Fußball.
Zum Glück gibt’s einen Kollegen, der noch mehr Informationen parat hat: Nee, Mann – Zug der Liebe is heute! Zug der Liiiebe!
Is richtig, sagt Kollege Nr. 1. Aber Fußball is ooch.

Eine Stunde später ist er dann da, der Zug der Liebe. Geile Mucke. Die Bässe ruckeln an den Fensterscheiben. Gespräche im Laden sind vorübergehend nicht möglich. Und da frage ich mich als erstes: Weshalb Maschinenpistolen – friedlicher geht doch gar nicht? Aber Fußball is ja ooch noch.

Dann sehe ich die ersten Polizisten am Straßenrand mit den Hüften wackeln, die MPs auf den Rücken gedreht wie Gitarren, und mir kommen die Bilder der Kollegen in den Sinn, die man vor drei Tagen aus Hamburg wieder nach Hause geschickt hat, weil sie dort in Vorbereitung auf den G20-Gipfel ihre eigene Party-Zone eingerichtet haben. Der Zug der Liebe … Na Kollegen, wer springt auf? Wir lieben unsere Kreuzung